09.07.2020

Wie sie sehen sehen sie nichts

Ich habe mal wieder - was wohl - umgeankert! Diesmal freiwillig, denn am Montag hieß es endlich: „Landgang". Morgens um 9.30 Uhr war ich einbestellt zum Covid 19-Test und sage und schreibe vier Stunden, ein negatives Ergebnis und endloses Schlange stehen später hatte ich endlich einklariert. Seitdem bin ich ein freier Mensch und kann mir meinen Ankerplatz aussuchen. Was für ein wundervolles Gefühl! Also los: acht Meilen um die Ecke wartete die Clarks Court Bay auf mich, da ich dort am nächsten Montag Kranen will und zudem ein Freund hier wohnt. Mein neuer Ankerplatz liegt schön geschützt und besticht durch super haltenden lehmigen Ankergrund. Allerdings ist das Wasser trübe - ich kann also nichts sehen, gar nichts und schon überhaupt nicht, wo meine 70 Meter Kette abgeblieben sind, geschweige denn wie es dem Anker auf zwölf Metern Tiefe geht. Das einzige was ich heute durch die Schnorchelbrille begutachten konnte war, dass meine kleine, im Saildrive-Schacht versteckte Languste die kurze Überfahrt genutzt hat um sich abzusetzen. Sie muss unterwegs abgesprungen sein. Es war ihr wohl zu heikel kommende Woche aus dem Wasser gehoben und dem Kärcher ausgesetzt zu werden. Schade, ich werde sie vermissen.
Als Abschiedsgeschenk vom Quarantäne-Quarter gab es übrigens noch einmal atemberaubendes Licht zwischen den vielen Schauern, die eine „Tropical Wave" hier anbrachte. Fotos gibts bald in der Juli Galerie.
Und was ich in der Zwischenzeit verschwiegen habe, wolltet ihr alle gar nicht hören: denn vor meinem Absprung ist mein Anker im schönsten Q Sand nochmal peu a peu glatte acht Meter gerutscht! Natürlich war unter dem Sand auch wieder Stein und er hatte sich ja auch nie vollständig eingegraben - aber acht Meter! Ich habe nochmal zehn Meter Kette dazugegeben und dann die letzten Nächte einigermassen geschlafen. Sofort wollte ich einen neuen Anker haben (am liebsten einen Bügelanker) aber alle anderen, mit egal welchen Konstrukten hatten auch keine besseren Nächte vor Grenadas Hauptstadt. Also werde ich meinen Delta erstmal behalten und weiter sparen, was sich derzeit anbietet, so ohne jede Einnahmemöglichkeit. Die kommende Woche an Land wird auch so genug Eastern Caribbean Dollar verschlingen: neues Antifouling, Anoden und tausend andere Arbeiten stehen an. Es warten zwölf heiße, staubige, schwitzige, dreckige und teure Werfttage auf mich...