05.09.2019

Unverhofft kommt oft

Das ein Schiff viel Arbeit bedeutet weiß jeder Eigner, aber es sind die unvorhergesehenen Ereignisse, die graue Haare und Sorgenfalten fördern.
Es war ein schöner Tag Mitte Juli, das warme Wasser vor Menorca lud zum Baden ein - als mir beim Schnorcheln ganz unvermittelt das Herz stehen blieb. Dort wo unter Moana zwei Kielflossen sein sollten, war nur noch eine vorhanden. Unter dem Steuerbordrumpf zeigte sich gähnende Leere. Auftauchen und tief durchatmen, Mareike! Bei der Nautitech 47 sind diese 4,40 Meter langen Teile angeklebt und als Crashbox gedacht, also nicht fest mit dem Rumpf verbolzt, um bei Kollision einen ernsthaften Schaden zu vermeiden. Nur war ich nirgends aufgelaufen...was war also passiert? Wir waren gerade zu zweit von Sardinien nach Menorca gesegelt und Moana hatte sich tapfer mit dem Nordwestwind auseinander gesetzt, auch wenn eine leichte Leebanane uns erstmal nach Mallorca führte. Hatten wir Nachts etwas gerammt ohne es zu merken? Die vordringliche Frage aber war: wie reparieren, wenn das Teil weg ist? Eine Kielflosse beim Kat ist zwar nicht zwingend nötig und soll vor allem die Abdrift verringern, aber einbeinig demnächst auf den Atlantik fahren - nein, das wollte ich natürlich nicht. Was aber tun, wenn nur eine Woche Pause in Palma geplant ist und diese praktisch übermorgen anfängt? 
Mit Catharinas Hilfe und durch die Unterstützung vieler Experten, haben wir in Windeseile einen zufällig vorrätigen, neuen Kiel aus der Werft am französischen Atlantik nach Mallorca gezaubert, einen Werftplatz, die richtigen Klebeexperten, und einen Krantermin (bei 7,60 Meter Breite wirds eng mit der Auswahl) organisiert und zwischendurch ganz mächtig gebangt dass alles zeitlich hinhaut. Hat es! Fast! Nach einer Woche an Land sind wir Anfang August schließlich mit zwei ganz neu angeklebten Kielen, einem neuen Saildrive, endlich angeschlossenem AIS und frischem Schwung wieder ins Wasser! Meine wunderbaren Mitseglerinnen haben die dreitägige Startverschiebung mit ganz viel Verständnis aufgenommen und wir haben einen tollen Törn zu den Naturschutzgebieten des Ebro-Deltas und den Columbretes Inseln angeschlossen.
Die Aktion hat allerdings nach dem Stress der vergangenen Monate enorm viel Kraft und Zeit gekostet (abgesehen vom finanziellen Schock) und nun ist mein Energielevel ganz langsam dabei, sich wieder etwas zu erholen. Moana liegt im Hafen von La Linea /Gibraltar und zerrt ungeduldig an den Leinen. Sie will raus auf den Atlantik! Die Kanaren sind unser nächstes Ziel, bevor es im November von dort dann mit der Atlantic Rally for Cruisers (ARC) über den Teich in die Karibik geht.